Hallo Zusammen,
ich finde, Ihr tut zum größten Teil Boris Brandt Unrecht. Die TV-Branche ist relativ schwierig und schnelllebig (weiß wovon ich rede, komme zwar nicht aus der TV-Branche, aber aus der Medienbranche - und unsere TV-Ausflüge waren schon eher "TV-Abenteuer".
Brandt war Senkrechtstarter und Hoffnungsträger im Programmbereich bei Pro7/Sat1 und danach bei Endemol. Kreativität, Glück und wirtschaftlicher Erfolg und Vernetzung sowie günstige Rahmenbedingungen sind wichtige Faktoren für den Erfolg. Fällt eine Rahmenbedingung weg, kann die eigene Karriere schwierig werden. Was kommt nach Programmdirektor? Zu RTL? Schwierig. Zu den Öffentlich-rechtlichen Anstalten? Noch schwieriger. Produktion - o.k.. Doch deren Erfolg hängt davon ab, ob ihre Formate laufen. Funktioniert es, ist es gut. Kommt eine Krise, drücken die Sender die Produktionskosten - oder setzen auf Eigenproduktionen. Oder auf ausländische Serien, die dann Auftragsproduktionen verdrängen.
Brandt war altersmäßig relativ früh an einem Punkt in seiner Karriere, an dem man normalerweise 10-15 Jahre später ist. Diese Jobs sind keine Jobs für die Ewigkeit. Insofern muss man sehen, was danach kommt. Wenn es eine Steigerung nicht mehr gibt, dann muss man sehen, wie man die restliche Berufszeit über die Runden bekommt. Das sollte man jedoch nicht nachtragen. Wieso es abwertet, wenn Brandt für Radio Hamburg (was heißt hier eigentlich "zweitklassig"?) arbeitet, kann ich nun überhaupt nicht nachvollziehen. Ich finde eher, dass es für ihn spricht, dass er eine ganz andere Sache mal macht. Es scheint leider so zu sein, dass man in Deutschland immer noch Karriere machen muss bis zur Rente. Sollte was schiefgehen, dann wird einem etwas nachgetragen. Das Jemand mit 35 plötzlich - aus welchen Gründen auch immer - schon da ist, wo andere es bis 65 nicht hinschaffen, dies aber nicht bis 65 dann macht, wird anscheinend in Deutschland immer als "Versagen" ausgelegt. Schade und auch nicht fair.
Will sagen, die Biographie eines Menschen ist in heutigen Zeiten nicht immer "rund". Ich kenne Brandt nicht persönlich, daher erlaube ich mir hier auch kein Urteil ihn - weder positiv noch negativ. Er ist vielseitig, das zeigt zumindest seine Vita. Insofern wird er sich sehr genau den Entertainmentbedarf bei AIDA anschauen und das Konzept danach ausrichten. Er wird kaum Altideen aus dem TV 1:1 übertragen. Und eines scheint Brandt ja immer noch zu sein: Bestens vernetzt. Also Leute, gebt ihm eine Chance und seid fair!
Gruß
campus