Chapeau!
Meine Frau und ich sind seit gestern von dieser ereignisreichen Fahrt wieder wohlbehalten zurückgekehrt.
Nach „Mittelmeer trifft Atlantik“ im Herbst letzten Jahres war es unsere zweite Kreuzfahrt mit der MS1. Wir hatten den Wunsch Casablanca und La Palma zu besuchen, da wir diese Ziele noch nicht kannten.
Schon am Abreisetag wurde durch Kapitän Remko Fehr auf die schlechten Anlaufbedingungen in und um Casablanca hingewiesen. Am Folgetag kam dann die Bestätigung, dass aufgrund der schlechten Wetterlage eine angenehme Fahrt und ein sicheres Einlaufen in Casablanca nicht zu gewähren sei und man Agadir als Alternativhafen anlaufe.
Es war die richtige Entscheidung – Punkt!
Wenige Zeit später freuten wir uns auf La Palma. Wir standen auf unserer Veranda, genossen die Küste von La Palma und erwarteten das in kürze beginnende Anlagemanöver.
Doch etwas stimmte auf einmal nicht. Es war anderes als sonst. Das Schiff machte eine massive Kehrtwendung.
Man spürte die Manöver der Richtungsänderung, sah den engen Wenderadius und die Spur der hinterlassenen Schiffschrauben im Wasser.
Die MS1 fuhr mit erhöhter Geschwindigkeit wieder zurück.
Da fiel uns die einige Zeit vorher gehörte Borddurchsage in englischer Sprache ein, die wir zwar verstanden, aber inhaltlich nicht interpretieren konnten.
Da stimmt was nicht, da stimmt was nicht.
Noch in diesen Gedanken, wurde durch die „Stimme des Schiffes“ die Routenänderung bestätigt und auf die baldige Folgedurchsage des Kapitäns hingewiesen.
Diese kam dann auch sehr zeitnah. Über die Bordlautsprecher unterrichtete Kapitän Remko Fehr alle darüber, dass man ein
Crewmitglied um 6:30 Uhr das letzte Mal gesehen habe und dieses vermisse. Die Suchaktionen auf dem Schiff seien bisher erfolglos verlaufen. Aufgrund der Lage müsse man zu der Stelle zurückfahren, in dem sich das Schiff um diese Uhrzeit
befand. Über die Routenverfolgung am Monitor konnte man gut erkennen, wie das Schiff das nicht mehr sichtbare Fahrwasser der Hinfahrt wie an einem Faden gezogen zurück fuhr.
Es kam die weitere Information darüber, dass die entsprechenden Behörden unterrichtet seien und die Aussendung von Rettungsbooten, Flugzeugen und Hubschraubern im Gange sei. Gäste, die über ein Fernglas verfügten, wurden gebeten bei der Suche zu helfen. Ein Dreimaster aus den Niederlanden, der in der direkten Nähe war, unterbrach seine Fahrt und beteiligte sich an der Suche.
Mittags erreichten wir das errechnete Zielgebiet, das wir morgens um halbsieben passiert hatten.
Hubschrauber und Flugzeuge zogen in der Luft, Rettungsboote im Wasser ihre Bahnen um die MS1.
Es war wie in einem Film. Beeindruckende und faszinierende Bilder der Suchaktionen.
Die Jungs zu Wasser und in der Luft wussten was sie taten.
Hubschrauber und Flugzeuge mal steuerbord, mal backbord, mal im Überflug.
Es sind aber Szenen, die man aber nicht sehen will. Man ist mit seinem Gedanken bei der vermissten Person.
Im Kopf wechseln sich Hoffnungen, Wünsche und Bitten aufeinen glücklichen Ausgang für den vermissten Menschen.
In allen Himmelrichtungen sieht man bei leichter Bewölkung den Horizont.
Das Meer ist einige tausend Meter tief.
Hier jemanden zu finden…. nach so langer Zeit…..Meeresströme…. (…)
Und…………. das was man gehofft aber für fast nicht möglich gehalten hat. Man findet tatsächlich das Crewmitglied im Meer. Mit Bestürzung erfährt man aber auch leider den Tod der Person.
Auch wenn man diese nicht gekannt hat – man ist betroffen.
Ein Rettungsboot überführt den Verstorbenen an Land. Mit der Wegfahrt ertönt ein letzter Abschiedsgrüß der MS1 mit dem Nebelhorn an das verstorbene Crewmitglied.
Wir haben dieses Tuten immer so geliebt. Diesmal nicht und das Schlucken viel für einen Moment schwer.
Man spürt die bisherige Unbeschwertheit und Heiterkeit des Wohlfühlschiffes einer nachdenklichen Melancholie weichen.
Der Tag ist sonnig. Es ist aber kein schöner Tag.
Bei aller Tragik für dieses Geschehen ist es aber für die Familie des Verunglückten und der gesamten Besatzung der MS1 ein Trost, ihn gefunden zu haben.
Unser ganz besonderer Dank, Hochachtung und absoluten Respekt gilt dem Kapitän der MS1, Remko Fehr und seiner gesamten Crew.
Die Art und Weise, wie die Gäste in allen Themen während der Reise involviert und unterrichtet wurden hat uns sehr beeindruckt. Es ist einfach angenehm und beruhigend, solch eine Führungskraft an Bord zu haben. Er und seine gesamte „MS1-Familie“ haben uns in deren Wirken und Handeln auf der ganzen Linie überzeugt und beeindruckt.
Chapeau!
Wir freuen uns auf eine neue Fahrt mit der „Mein Schiff“